Gute Gründe

 

1. Gesundheit

Eine vegane Ernährungsweise ist nicht „die gesündeste Ernährungsweise“, wie vielfach behauptet wird. Aber eine vollwertige, pflanzliche Kost birgt ein großes Potenzial, um Zivilisa­tionskrankheiten vorzubeugen, was zahlreiche Studien beweisen. Eine vollwertige, vegane Ernährung beinhaltet vor allem viel frisches Gemüse und Obst, viele Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und gute pflanzliche Öle. Sie liefert damit eine Vielzahl wichtiger Vitamine, Mineralstoffe und sekundärer Pflanzenstoffe, Proteine, komplexer Kohlenhydrate und essenzieller Fettsäuren. 

Aber was ist mit dem immer wieder vorgebrachten Argument, Veganer:innen erhalten nicht alle wichtigen Nährstoffe? Hier möchte ich kurz die häufigsten Irrtümer aufklären, denen ich auch unterlegen war:

Ohne Fleisch keine Proteine?

Hier hat die Werbung der Fleischindustrie über viele Jahrzehnte hinweg „ganze Arbeit“ geleistet. Die meisten Menschen glauben, nur durch Fleischprodukte genügend Proteine zu sich nehmen zu können. Aber alle unentbehrlichen („essenziellen“) Aminosäuren – das sind die kleinsten Bausteine der Proteine – sind auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie beispielsweise in Hülsenfrüchten enthalten, sodass bei wechselnder Kombination proteinreicher, pflanzlicher Lebensmittel genügend essenzielle Aminosäuren aufgenommen werden.

Ohne Milch kein Calcium?

Milch ist von der Natur darauf ausgerichtet, die Nährstoffe für den Nachwuchs der jeweiligen Spezies abzudecken. Für erwachsene Menschen gibt es daher genauso wenig Anlass dafür, Kuhmilch zu trinken, wie menschliche Muttermilch oder Giraffenmilch. Die Werbung der (Kuh-) Milchindustrie suggeriert uns seit Jahrzehnten, Milch sei wichtig für gesunde Knochen, denn ohne Milch bekomme man zu wenig Calcium. Fakt ist jedoch, dass in den Ländern, in denen am meisten Milch konsumiert wird, sogar die höchsten Raten für Osteoporose zu finden sind. Tierisches Eiweiß kann den Körper übersäuern und dazu führen, dass das Calcium zum Binden dieser Säure benutzt, aus dem Knochen herausgelöst und schließlich ausgeschieden wird.

Es gibt genügend pflanzliche Calciumquellen wie grünes Gemüse, Sesam und Nüsse. Wussten Sie, dass Broccoli genauso viel, Mandeln doppelt so viel und Sesam sogar achtmal so viel Calcium enthalten wie Kuhmilch?

Ohne Fleisch kein Eisen?

Veganer:innen sind nicht häufiger von Eisenmangel betroffen als Nicht-Veganer:innen – auch wenn sich dieser Mythos hartnäckig hält. Ihre Eisenspeicher (Ferritin) sind zwar fast immer niedriger als bei Fleischesser:innen, liegen jedoch im unteren Normbereich. Das gilt inzwischen sogar als gesundheitlich vorteilhaft, denn eine hohe Eisenspeicherung erhöht das Risiko für Dickdarmkrebs, Diabetes mellitus Typ 2 und möglicherweise auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die häufig betonte geringere Bioverfügbarkeit von pflanzlichem Eisen kann übrigens bereits durch kleine Mengen an Vitamin C um das Zwei- bis Vierfache gesteigert werden.

Ohne Fisch keine Omega-3-Fettsäuren?

Unseren Bedarf an essenziellen Omega-3-Fettsäuren können wir auch über pflanzliche Lebensmittel wie Leinsamen, Walnüsse, Rapsöl u.a. beziehen. Der Körper ist normalerweise in der Lage, daraus die essenziellen, langkettigen Omega-3-Fettsäuren in ausreichender Menge zu bilden. Es gibt Menschen, die dies aufgrund einer genetischer Disposition nicht oder nur teilweise schaffen. In diesem Fall kann z.B. ein Mikroalgenöl, das es in gut sortierten Bioläden oder Reformhäusern gibt, die unentbehrlichen Omega-3-Fettsäuren liefern. Warum Mikroalgenöl? Fische enthalten nur deswegen viele essenzielle Omega-3-Fettsäuren, weil sie sich von Mikroalgen ernähren, die diese Fettsäuren enthalten. Das können wir als Mensch auch tun und direkt über Mikroalgenöl diese essenziellen Omega 3 Fettsäuren beziehen. Wir müssen nicht den „Umweg“ über den Fisch machen.  

Aber was ist mit Vitamin B12?

Hier stößt die vegane Ernährung tatsächlich an ihre Grenzen. Auch wenn Veganer:innen mit vielen Nährstoffen besser versorgt sind als Fleischesser:innen, kann es bei Vitamin B12 (Cobalamin), das fast nur in tierischen und nur wenigen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist, leicht zu einer unzureichenden Zufuhr kommen. Die in pflanzlicher Nahrung teilweise vorkommenden Spuren von Vi­tamin B12, zum Beispiel in Sauerkraut oder bestimmten Algen, reichen nicht für eine Versorgung aus. Veganer:innen sollten daher eine ausreichende Zufuhr an Cobalamin über angereicherte Lebensmittel, angereicherte Zahnpasta oder Nahrungsergänzungsmittel sicherstellen. Das gilt ganz besonders für schwangere und stillende Veganerinnen sowie vegan ernährte Kinder.

Fazit

Bei einer optimalen Zusammenstellung der Lebensmittel hat eine vollwertige, vegane Ernährung erhebliches Potenzial, um ernährungsbedingten Erkrankungen vorzubeugen. Auch die Versorgung mit vielen Nährstoffen ist oft günstiger als bei Mischkost. Veganer:innen sollten jedoch auf die ausreichende Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe Vitamin B12, Calcium, Eisen, Vitamin B2, Zink sowie Jod und Vitamin D achten, gerade in der Schwangerschaft, in der Stillzeit, bei Kindern, wenn besondere Krankheiten vorliegen oder bestimmte Medikamente eingenommen werden.

Ernährung ist sehr individuell, es gibt kein „Schema F“ für eine gesunde Ernährungsweise. Empfehlenswert ist es daher, sich ausreichend fachlich beraten zu lassen, um eine optimale Nährstoffversorgung sicherzustellen. Ferner sollten Veganer:innen regelmäßig ihre Blutwerte hinsichtlich der potenziell kritischen Nährstoffe überprüfen lassen.

2. Intensivtierhaltung

Über Folgendes sollte man sich keine Illusionen machen: Die Tierindustrie strebt danach, eine maximale Menge an Fleisch, aber auch an Milch und Eiern so schnell und billig wie möglich zu produzieren, und das bei minimaler Platzanforderung. Kühe, Kälber, Schweine, Hühner und andere Tiere werden in kleinen Käfigen oder Ställen gehalten, oft so eingezwängt, dass sie sich nicht einmal umdrehen können. Lange und beengte Massentransporte sorgen für zusätzlichen Stress und immense Qualen. Wenn Fleisch auf Ihrem Teller liegt, können Sie davon ausgehen, dass dafür gelitten wurde: 98 % der gesamten Fleischproduktion in Deutschland stammt aus Intensivtierhaltung.

Damit sich unter den Tieren in der beengten Intensivhaltung keine Krankheiten verbreiten, bekommen die Tiere Antibiotika. Das billige Futter ist darüber hinaus oftmals mit Pestizidrückständen belastet. Dies alles findet sich auch auf Ihrem Teller wieder.

Eine Kuh muss doch gemolken werden, oder?

Nein! Dieser Unsinn wurde leider auch mir als Kind eingeimpft. Kühe geben – wie Menschen – nur Milch, wenn sie ein Kälbchen geboren haben. Ist dieses alt genug, wird – wie bei jedem Säugetier – auch nicht mehr gestillt. In der Intensivtierhaltung werden Kühe jedoch permanent geschwängert, ihr Kalb wird ihnen nach der Geburt weggenommen und die Muttermilch, die eigentlich für das Kalb vorgesehen ist, trinken Menschen.

Die weiblichen Kälber finden profitable Verwendung als Milchkühe, die männlichen werden meist früh geschlachtet und landen als Kalbfleisch auf den Tellern der Menschen. Die unnatürlichen Dauerschwangerschaften führen dazu, dass eine Kuh, die normalerweise eine Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren hat, spätestens nach 3–5 Jahren ausgelaugt ist und getötet wird. Milch von glücklichen Kühen? Gibt es nicht! Es macht eine Kuh nun mal nicht glücklich, wenn man ihr das Kalb wegnimmt.

Ein Schweineleben

Eine „Zuchtsau“ hat für die Tierindustrie nur einen Sinn: möglichst viele Ferkel zu produzieren. Dafür wird dieses intelligente und reinliche Tier wochenlang in einen Kastenstand gesperrt, in dem es sich nicht einmal umdrehen kann. Die Mutter dient nach der Geburt der Ferkel als reine Milchmaschine, eine Bindung zum Nachwuchs kann unter diesen Umständen nicht aufgebaut werden.

In der Regel werden die Ferkel nach nur drei Wochen von ihrer Mutter getrennt und dann für die Fleischproduktion in engen Buchten gemästet. Wegen Langeweile, Stress oder Rangkämpfen verletzen sich die Tiere oft gegenseitig. Medikamente, wie Antibiotika, werden wegen der schlechten Haltung massenhaft eingesetzt. Nach sechs Monaten endet dieses „Leben“ im Schlachthaus. Die natürliche Lebenserwartung von Schweinen beträgt 15 Jahre.

Und wenn ich nur noch Biofleisch kaufe?

Die meisten Menschen sind der Ansicht, dass Tiere vor Tierquälerei geschützt werden sollten und sind gegen Massentierhaltung oder Tiertransporte. Auf das zunehmende Bewusstsein in der Bevölkerung für den Horror der Intensivtierhaltung reagieren Unternehmen, indem sie ihre Produkte mit Kennzeichnungen versehen, die beruhigende Begriffe wie „Bio“, „Freilandhaltung“, „artgerecht“ oder „natürlich“ tragen. Diese Kennzeichnungen mögen Bilder von Tieren heraufbeschwören, die auf grünen Weiden frei herumlaufen, aber die Realität des Lebens und Sterbens dieser Tieren sieht ganz anders aus. Denn auch wenn diesen Tieren etwas mehr Bewegungsraum als in der konventionellen Nutztierwirtschaft zugestanden und ihnen kein Tiermehl oder Antibiotikum verfüttert wird, bedeutet das noch lange kein Gewinn an Lebensqualität. Auch Bio-Kühen wird das Kalb weggenommen, und auch das Ende des Lebens an der Melkmaschine oder in der Eierproduktion bestimmt der Profit: Gibt eine Bio-Kuh nicht mehr genug Milch oder legt ein Bio-Huhn zu wenig Eier, um sich wirtschaftlich zu rechnen, wird es zum Schlachter transportiert. Und auch Tiere aus Bio- oder Freilandhaltung werden in der Regel zu denselben Schlachthöfen gekarrt, in denen auch Tiere aus der Intensivtierhaltung getötet werden.

3. Umweltschutz

Verschwendung von Ressourcen und Umweltverschmutzung

Die Produktion tierischer Lebensmittel zieht eine enorme Verschwendung von Ressourcen und Verschmutzung der Umwelt nach sich:

  • Die landwirtschaftliche Tierhaltung verursacht mit 18 % mehr Emissionen als der globale Verkehr: Sie trägt einen Anteil von 37 %  der globalen Methan-Emissionen, 9 % des Treibhausgases CO2 und 65 % von Distickstoffmonoxid – einem Gas, das ein 300-fach größeres Potential zur globalen Erwärmung hat, als CO2.
  • Über 90 % der Weltsojaernte und über 50 % der Getreide- und Maisernte gehen in die Fütterung der Tiere in der Landwirtschaft.
  • Jede Minute wird die Fläche von ungefähr 35 Fußballfeldern planiert, um mehr Raum für bewirtschaftete Tiere zu schaffen.
  • Etwa 20 % des amazonischen Regenwaldes sind so bereits gerodet oder niedergebrannt worden, um Weidefläche für Tiere zu gewinnen.
  • Ein Drittel aller fossilen Energien wird verwendet, um Nutztiere zu züchten.
  • 70 % aller Trinkwasserressourcen gehen in die Landwirtschaft. Eine omnivore (mischköstliche) Ernährungsweise erfordert ungefähr 15.000 Liter täglich, eine vegetarische 4.500 Liter und eine vegane ca. 1.100 Liter. Allein für die Herstellung von 1 Kilo Rindfleisch werden ca. 15.000 Liter Wasser verschwendet. Mit dieser Menge könnte man 1 Jahr lang täglich duschen!

Überfischung

Die Welternährungsorganisation FAO hat die Schätzung aufgestellt, nach der über 70 % des weltweiten Fischbestandes bereits abgefischt sind. Moderne Fischerei hat mit der romantischen Vorstellung des Fischers in seinem kleinen Kutter nichts mehr zu tun. Heute fängt man Fische mit gigantischen Netzen – in den größten Schleppnetzen finden bis zu 16 Jumbojets Platz! Und in den riesigen Netzen landet nicht nur der Fisch, den man essen will. Berichten von Greenpeace zufolge sterben allein im Ärmelkanal jährlich 2.000 Delfine als Beifang. Seesterne, Kraken, Krebse, aber auch Korallen werden gefangen und tot zurück ins Meer geworfen. Eine Koralle braucht etwa 500 Jahre, um zu wachsen.

Gezüchteten Fisch zu essen ist keine Alternative. Viele der gezüchteten Fischarten wie Garnelen und Lachse sind Fleischesser – so werden für jedes Kilogramm tellerfertigen Zuchtfischs 5 Kilogramm Meeresfische benötigt. Außerdem sind diese Aquafarmen im Grunde nichts anderes als Massentierhaltungsfabriken für Fische – mit all den negativen Erscheinungsformen für unsere Umwelt wie tonnenweise Ausscheidungen, immenser Wasserverbrauch und Antibiotika im Futter – und, nicht zu vergessen, die unwürdigen Lebensbedingungen für die Fische.

4. Welthunger

Je mehr tierische Produkte wir essen, desto weniger Menschen können wir ernähren. Der Grund ist genauso einfach wie dramatisch: Die Diskrepanz zwischen dem Wert an Energie, den wir in Getreideform an die Tiere verfüttern und dem Wert an Energie, den wir von den Tieren in Form von ihrem Fleisch und ihrer Produkte gewinnen, ist enorm. So könnte man mit Sojabohnen, die auf einem Hektar Land angebaut werden, direkt 5.000 Menschen ernähren. Verfüttert man die Ernte dieser Fläche jedoch erst an Tiere, kann man von diesen Tieren nur noch 190 Menschen ernähren.

So kam es 1984 zu einer Hungersnot in Äthiopien – nicht, weil die äthiopische Landwirtschaft keine Lebensmittel produzierte – ganz im Gegenteil: Während der Krise, die zehntausende Menschen das Leben kostete, importierten europäische Staaten aus dem verarmten Land Getreide, um damit Hühner, Schweine und Kühe in Europa zu füttern. Wäre das Getreide dazu verwendet worden, die äthiopische Bevölkerung zu ernähren, die es angebaut hat, hätte die Hungersnot gelindert, wenn nicht gar abgewendet werden können.

Quellen

U.a.:

Vegetarische Ernährung – Prof. Dr. Claus Leitzmann, Dr. Markus Keller, 3. Auflage 2013

China Study: Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise –  T. Colin Campbell, Thomas M Campbell, 2011

UGB – Unabhängige Gesundheitsberatung

Studie Welternährungsorganisation

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